Freitag, 7. Dezember 2007

Religiöse Feiern in multireligiösen Klassen?


29.11.2007
Seminar mit Sr. Maria Andreas Weißbacher, Kontaktstelle für Weltreligionen und Mag. Hermann Josef Repplinger, Theologisches Institut






Auf Grund der stark steigenden Anzahl von andersgläubigen Menschen (in erster Linie Muslime) vor allem in den Ballungsräumen Villach und Klagenfurt, aber auch in kleineren Gemeinden stehen ReligionslehrerInnen vermehrt vor der Herausforderung, multireligiöse Feiern mitzugestalten. Das Seminar hatte daher besonders den Islam im Blickpunkt. Ziel der Veranstaltung war einerseits die Sensibilisierung für die Problematik und andererseits das gemeinsame Erarbeiten von verwendbaren Texten und fundierten Formen von Feiern. Grundlage dafür waren das Arbeitspapier des KEK/CCEE-Ausschusses „Islam in Europa“ und die Handreichung der Deutschen Bischofskonferenz.







Für Sr. Andreas Weißbacher geht es dabei nicht um Einheit in Uniformität sondern Vielfalt. Sie sieht das gemeinsame Gebet als intensivste Form des von den letzten Päpsten ständig eingemahnten interreligiösen religiösen Dialoges. Es braucht jedoch das Bemühen um eine dialogische Haltung im Alltag, damit auf einer tieferen Ebene Geschwisterlichkeit erfahrbar werden kann. Anzustreben sind multireligiöse Gebete (jede Gruppierung bereitet selber vor), von interreligiösen Gebeten (gemeinsames Beten) ist abzuraten.


In der Vorbereitung multireligiöser Feiern gilt es wichtige Punkte zu beachten:

  • Menschliches Vertrauen
  • Rechtzeitige Benachrichtigung und Einbindung aller Beteiligten
  • Gemeinsame partnerschaftliche Vorbereitungen (Das setzt im schulischen Bereich eine gutfunktionierende Schulpartnerschaft voraus!)
  • Sensibilität für das jeweils Andere
  • Neutrale Anlässe (Schulschluss, Schulabschluss, Erntedank) – manche Feste verschiedener Religionen lassen sich möglicherweise verbinden (z.B. Martinsfest und Zuckerfest)
  • Für alle akzeptable Texte (z.B. keine Trinitätsformel)
  • Keine einseitig festgelegten Rahmenbedingungen
  • Keine spontanen Einfälle! An das vereinbarte Konzept halten! (z.B. keine freien Fürbitten!
  • Ungewohnte Gesten gut erklären
  • Ein Gottesdienst ist nicht Platz für theologische Auseinandersetzungen oder für Aufrechnung historischer Fehlentwicklungen!

Möglicher Feier-Ablauf
erarbeitet von Sr. M. Andreas Weißbacher, Mag. Hermann Josef Repplinger und allen TeilnehmerInnen

Eröffnung Schulleitung begrüßt (oder Person, auf die sich alle geeinigt haben)

Gebet a) VertreterIn einer religiösen Gruppe oder
b) Gebet jeder Gruppe in vereinbarten Reihenfolge (Richtlinie: insgesamt nicht länger als 4 min., d. h. bei 4 Gruppen ca. 58 sec. pro Gebet)

Lied/ruf oder Instrumentalmusik, möglich mit Bewegung

Lesung aus heiligen Texten (was/wer/wie viel?), wenn mehrmalige Feiern geplant sind, aufteilen (z. B. Jahresplanung oder auf Jahre verteilen)

(Homilie) (Religiösen Text auf Leben umsetzen) oder
Zeichenhafte Umsetzung: Zeichenhandlung/Worthandlung

Bitten für… (pro religiöse Gruppe gleich)
- Gott/Kirche
- Welt/Schöpfung
- Not, allgemeine
- evtl. Verstorbene
- Verbindendes (= Persönliches)

Lied

Gemeinsames Gebet (zusammenfassend)

Wichtig dabei ist Maß in der Zeit!



„Die Unterschiede zwischen den Religionen sind weniger wichtig im Vergleich mit der Einheit, die radikal, grundlegend und entscheidend ist.“
Johannes Paul II., 1986 in Assisi


Literaturtipps:
Elke Kuhn: Christlich-muslimische Schulfeiern. Grundlegende Sachinformationen, ausgearbeitete Entwürfe, weiterführende Arbeitshilfen. Neukirchner Verlagshaus 2005 (Richtpreis € 16,70)

Leitlinien für multireligiöse Feiern von Christen, Juden und Muslimen. Arbeitshilfen 170. Eine Handreichung der deutschen Bischöfe. 25. Januar 2003

http://www.dbk.de/schriften/data/3708/index.html

Weitere Unterlagen aus dem Seminar auf Anfrage bei Sr. Andreas oder an der KPHE:
renate.kaiser@kath-kirche-kaernten.at
Tel.: +43 (463) 5877 2203

Weitere Informationen:
Kontaktstelle für Weltreligionen
Tarviser Straße 30, 9020 Klagenfurt
Tel.: +43 (463) 5877 2166
sr.andreas@kath-kirche-kaernten.at



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